Familienunternehmen treiben Circular Economy voran - Studie: Unternehmen benötigen richtige Anreize und Planungssicherheit

München - Rund 50 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen gehen auf die Rohstoffförderung und -verarbeitung zurück. Dem effizienten Einsatz der Ressourcen kommt damit beim Klimaschutz hohe Bedeutung zu. Familienunternehmen sind die treibende Kraft bei der Transformation zur Circular Economy. In vielen Bereichen fehlt es jedoch an politischen Rahmenbedingungen, um die Potenziale einer zirkulären Wirtschaft voll auszuschöpfen. Das geht aus einer Studie im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen hervor, die erstmals Anwendungen zirkulärer Produkte und Geschäftsmodelle in Familienunternehmen analysiert. Die Studie ist von Fraunhofer-Instituten zusammen mit der Stiftung 2° erstellt worden.

„Die Politik muss der Circular Economy höhere Bedeutung beimessen. Vielen Familienunternehmen fehlen klare und langfristige Leitplanken, an denen sie sich bei der Umsetzung von Circular-Economy-Strategien orientieren können“, sagt Stefan Heidbreder, Geschäftsführer der Stiftung Familienunternehmen. Sabine Nallinger, Vorständin der Stiftung 2°, ergänzt: „Eine zirkuläre Wirtschaftsweise kann zum beiderseitigen Erfolg für Unternehmen und Klimaschutz werden. Ressourcen werden effizient genutzt und CO2-Emissionen vermieden.“ Dafür sollte die Politik Anreize setzen.

Die Wissenschaftler trugen den Stand der Forschung zum Thema zusammen und werteten Erfahrungen aus der unternehmerischen Praxis aus. Sie führten Interviews mit knapp zwei Dutzend Unternehmen aus der Automobil- und Baubranche, die zusammen für 80 Milliarden Euro Jahresumsatz stehen und über 372.000 Mitarbeiter beschäftigen. Ergänzt wurde dies durch Fachgespräche mit Familienunternehmen sowie Vertretern aus der Politik. Damit beleuchtet die Studie auch konkrete unternehmerische Beiträge zur Circular Economy. Von ihrer hohen volkswirtschaftlichen Bedeutung und Innovationsfähigkeit leiten die Forscher ab, dass die Circular Economy „nur mit Familienunternehmen gelingen kann“.

Ein Unternehmen spart bei der Produktion von Kfz-Teilen 85 Prozent des Rohmaterials und 55 Prozent des Energiebedarfs im Vergleich zu Neuteilen ein. Ein anderer Hersteller erhöht die Kapazität seiner Aluminiumproduktion durch Recycling und die Erweiterung der Produktionsanlagen um 20.000 Tonnen pro Jahr. Ein anderes Fallbeispiel zeigt auf, wie bei der Feuerverzinkung 80 Prozent an Zink gegenüber herkömmlichen Prozessen vermieden werden.

Die Stiftung Familienunternehmen und die Stiftung 2° empfehlen der Politik konkrete Schritte zum Ausbau der zirkulären Wirtschaft. Wichtig ist ein konsistenter Rahmen, der Unternehmen gleichermaßen Orientierung und weitgehende Freiheiten bietet. Verlässliche Standards und Planungssicherheit für Unternehmen seien die Grundlage für einen signifikanten Anteil der Circular Economy an der Wirtschaftsleistung. Dazu könnten Herkunftsnachweise für Rezyklate maßgeblich beitragen. Notwendig seien auch handhabbare Mindeststandards für Produktgruppen auf EU-Ebene. In der Praxis sind Rezyklate häufig teurer als Primärrohstoffe. Hier sollte die Politik mit finanziellen Anreizen die Nachfrage nach Produkten mit hohem Rezyklatanteil fördern. Auch bei der öffentlichen Beschaffung könnten Produkte bevorzugt werden, die ressourcenschonend hergestellt sind. Darüber hinaus wäre eine stärkere Ausrichtung der Innovationsförderung auf zirkuläre Produkte und Geschäftsmodelle laut der Studienautoren wünschenswert.

„Die Unternehmen sind oftmals weiter, als die Politik denkt. Es geht nun vor allem darum, diesen Fortschrittsdrang politisch zu unterstützen“, fordert Heidbreder. Ähnlich bewertet auch Nallinger den aktuellen Stand: „Zirkuläre Geschäftsmodelle können zum neuen Qualitätsmerkmal des Wirtschaftsstandortes Deutschland werden. Dafür braucht es einen politischen Fahrplan, der zu Innovationen ermutigt und zirkuläre Produkte marktfähig macht.“